Die Bibel in der Welt Es gibt über 7000 Sprachen auf der Welt. Über die Hälfte dieser Sprachgemeinschaften haben mindestens einen Teil der Bibel in ihrer Sprache (ganze Bibel: 518 Sprachen; Neues Testament: 1275 Sprachen). Bei ca. 1500 weiteren Sprachen gibt es bereits Übersetzungsprojekte. (Stand 2012: http://www.wycliffe.org/About/Statistics.aspx) Die Bibel ist das meistübersetzte Buch der Welt. Dabei ist die Bibel kein einfaches Buch. Sie besteht aus zwei Hauptteilen (Altes Testament und Neues Testament) mit insgesamt 66 einzelnen »Büchern«. Das Buch im Buch – Die Struktur der Bibel Die Bibel ist ein Sammelband von vielen einzelnen Schriften. Die Texte dieser Sammlung stammen von über 50 Autoren und wurden über einen Zeitraum von weit über tausend Jahren verfaßt. Zwei »Testamente« Diese einzelnen Schriften werden in zwei Gruppen, die sogenannten »Testamente«, eingeteilt. Ein »Testament« ist in diesem Sinne kein Nachlaß eines Toten, sondern ein Bund, bzw. eine Vereinbarung der Beziehung zwischen Gott und Menschen. - Das »Alte Testament« enthält Schriften, die schon vor der Zeit Jesu eine besondere Bedeutung für die Israeliten hatten. Diese Schriften waren die Grundlage für den jüdischen Glauben zur Zeit Jesu, und auch heute werden sie von gläubigen Juden so gesehen.
- Die Schriften des »Neuen Testamentes« enthalten die Berichte über das Leben Jesu und die Entstehung der ersten christlichen Gemeinden sowie einige weitere frühchristliche Texte.
In beiden »Testamenten« gibt es eine Mischung aus verschiedenen literarischen Formen – geschichtliche Texte, Lehrtexte, Anweisungen und Ratschläge für Glaubende, poetische Texte, Gesellschaftskritik, prophetische Texte usw. In allen heutigen Bibelausgaben werden diese Schriften in »Kapitel« (größere Abschnitte) und »Verse« (kleinere Abschnitte) eingeteilt. Die Kapitelzahlen werden meist als Überschriften abgedruckt, die Verszahlen als kleine Zahlen im laufenden Text. In vielen Bibelausgaben werden Themenangaben als Überschriften hinzugefügt. Im ursprünglichen Text sind sie nicht enthalten – sie wurden von den Übersetzer/innen oder Verlagen als Lesehilfe eingefügt. In knapper Form folgt nun eine Zusammenfassung der Inhalte der »Bücher« der Bibel. Altes Testament Die fünf Bücher Mose In manchen Bibeln werden diese Bücher numeriert (1.Mose bis 5.Mose), in anderen erhalten sie ihre lateinischen Namen: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium. - Genesis (1.Mose) enthält die biblischen Schöpfungstexte sowie Berichte über das Leben einiger bekannter Figuren aus der Frühzeit der Hebräer. Die Texte über Personen wie Noah, Abraham, Jakob und Josef sind an vielen Stellen sehr anschaulich und fast abenteuerlich.
- Exodus (2.Mose) schildert die Berufung von Mose, die Befreiung der Hebräer aus der Unterdrückung in Ägypten, die Wanderung des Volkes der Hebräer durch die Wüste. Es enthält auch Anweisungen Gottes an das Volk – einschließlich der »zehn Gebote«, die in Kapitel 20 zu finden sind.
- Levitikus (3.Mose) enthält Anweisungen für das Volk Israel, die vorwiegend die damalige Gottesdienstgestaltung betreffen.
- Numeri (4.Mose) erzählt Begebenheiten aus der Wüstenwanderung der Hebräer von Ägypten zu ihrem zukünftigen Staatsgebiet und enthält weitere gesetzliche Vorschriften.
- In Deuteronomium (5.Mose) werden einige der Vorschriften aus den vorangegangenen Büchern wiederholt und erweitert, einige weitere Begebenheiten aus der Zeit in der Wüste berichtet und einige Reden geschildert, die Mose vor seinem Tod an das Volk richtete. Am Ende des Buches werden der Tod Mose und die Ernennung von Josua zum neuen Führer des Volkes geschildert.
Die Geschichtsbücher - Das Buch Josua berichtet von der Eroberung des Landes Kanaan. Es enthält Schilderungen militärischer Auseinandersetzungen, aber es betont vor allem die einzigartige Qualität des Glaubens der Hebräer und die Notwendigkeit, diesen Glauben von fremden Einflüssen freizuhalten.
- Das Buch der Richter schildert die frühe Geschichte der jüdischen Siedler im neuen Land. Die Stammesgruppen im Volk mußten sich immer wieder gegen Angriffe von außen zur Wehr setzen. Es wird betont, daß diese Abwehr nur dann erfolgreich war, wenn das Volk sich an die Gebote Gottes hielt.
- Das Buch Rut (Ruth) erzählt die Geschichte einer Frau, die nicht aus dem jüdischen Volk stammte, die aber treu zu ihrer jüdischen Schwiegermutter und dem Volk Israel hielt und dafür belohnt wurde.
- Das erste und zweite Buch Samuel berichten über die Entstehung politischer Strukturen. Zuerst werden der Werdegang und das Wirken des Propheten Samuel geschildert, dann die Regierungszeiten der Könige Saul und David. Dabei werden nicht nur militärische und politische Entwicklungen aufgezeigt, sondern auch persönliche Höhen und Tiefen. Am Ende des zweiten Buches wird das Gerangel um die Thronfolge nach der Regierungszeit Davids beschrieben.
- Die zwei Bücher der Könige berichten über einen Zeitraum von einigen Hundert Jahren nach der Zeit Davids. In dieser Zeit gab es eine Reihe von Königen, und das Land wurde in die Staaten Juda und Israel geteilt. Das wechselnde Geschick dieser Staaten wird als Folge des Gehorsams oder Ungehorsams gegen Gott gedeutet. Der Bericht schließt mit der Eroberung durch das babylonische und der Gefangenschaft des Volkes etwa 600 Jahre vor Christus.
- Die Bücher 1. und 2.Chronik behandeln den gleichen Zeitraum wie 2.Samuel und 1. und 2.Könige. Das erste Buch konzentriert sich vor allem auf König David, das zweite Buch vorwiegend auf die Geschichte des Staates Juda. Der Staat Israel nach der Teilung kommt nur am Rande vor.
- Esra und Nehemia waren führende Juden, die eine große Rolle am Ende der babylonischen Gefangenschaft und beim Neuaufbau der zerstörten Stadt Jerusalem spielten.
- Das Buch Ester gibt einen Einblick in die prekäre Situation der Juden unter der Kolonialherrschaft Babylons. Ester war ein jüdisches Mädchen, das den persischen König gezwungenermaßen heiratete. Als Gattin des Königs war sie später in der Lage, eine Verschwörung gegen das jüdische Volk unter großem persönlichen Risiko zu vereiteln.
Die Lehr- und Gedichtsbücher Diese fünf Bücher sind in dichterischer Form geschrieben. - Im Buch Hiob (Ijob/Job) geht es darum wie jemand, der fest an Gott glaubt, mit persönlichem Leid zurechtkommt. Ijob ist ein reicher Mann, der seinen Reichtum und fast alle nahen Angehörige durch »Schicksalsschläge« verliert. Es wird diskutiert, ob diese Verluste eine Strafe für seine Schuld sind, oder ob Gott ihn durch Leid erziehen will. Am Ende stellt sich heraus, daß diese »einfachen« Erklärungen zu kurz greifen. Anstatt nach einer Erklärung zu suchen, lernt Ijob, auch im Leid Vertrauen auf Gott zu haben.
- Die Psalmen sind Gedichte und Liedtexte zu verschiedenen Anlässen. Manche sind Loblieder, mit denen markante Ereignisse aus der Geschichte des Volkes bei öffentlichen Feiern besungen wurden. Andere sind eher persönlich und behandeln Themen wie Freude, Leid, Verfolgung und die persönliche Beziehung mit Gott.
- Das Buch der Sprichwörter (Sprüche) ist eine Sammlung von Weisheiten für das alltägliche Leben. Die zentrale Aussage des Buches ist, daß echte Weisheit sich nicht auf Einsichten über den Alltag beschränkt – vielmehr beginnt echte Weisheit erst dort, wo wir Gott erkennen und ihn ehren.
- Der Prediger (»Kohelet«) war ein angesehener, weiser Mann, der hier seine Lebensweisheit weitergibt. Der bekannteste Teil ist wahrscheinlich der Absatz in Kapitel 3 (»Alles hat seine Zeit …«). Die Hauptaussage des Buches ist, daß alles im Leben sinnlos ist – bis auf eines: Gott zu ehren und ihm zu gehorchen.
- Das Hohelied ist eine Sammlung von Gedichten über die Liebe zwischen Mann und Frau. Manche Bibelkenner deuten das Buch als Gleichnis für eine enge Beziehung mit Gott. Wahrscheinlich wurde es ursprünglich als Gedichtszyklus zu einer Hochzeit geschrieben.
Die Prophetenbücher Die restlichen Bücher im Alten Testament werden als die sogenannten Prophetenbücher bezeichnet. Dabei geht es nur zum Teil um das, was wir im allgemeinen Sprachgebrauch als »prophetisch« ansehen – Voraussagen über die Zukunft. Der Hauptinhalt ist in der Regel eine Botschaft von Gott an die Menschen zur Zeit des Propheten. Diese Botschaft ist oft mit Kritik an den sozialen und religiösen Bedingungen im Volk verbunden. - Die ersten Kapitel im Buch Jesaja behandeln die politische Situation –Ungerechtigkeiten im Leben der Nationen, die Sinnlosigkeit militärischer Bündnisse mit unzuverlässigen Partnerländern und die turbulente Zukunft der Staaten Judah und Israel. Hintergrund dieser Überlegungen ist durchweg die Heiligkeit Gottes und die Hilfe, die nur von ihm kommen kann. In den späteren Kapiteln geht es prinzipiell um Gottes Größe und seine Hilfe für die Menschen; der Bezug zu einzelnen Begebenheiten der Zeitgeschichte tritt gegen Ende des Buches eher in den Hintergrund.
- Bemerkenswert ist, daß viele Textstellen im Buch Jesaja wunderbar auf das Leben Jesu und dessen Deutung im Neuen Testament passen. Zu den Texten über einen zukünftigen besonderen Diener Gottes gehören Kapitel 7 Vers 14, Kap. 9 Verse 5-6 und viele Texte ab Kapitel 40, besonders in den Kapiteln 52 und 53.
- Das Buch Jeremia enthält über weite Teile Warnungen, daß die Mißachtung von Gottes Geboten zu einer Katastrophe führen würde. (Einige Jahre später wurde das Land tatsächlich erobert und viele Menschen als Gefangene nach Babylon entführt). Aber auch Jeremia gibt Ausblick auf eine Zeit, in der die Menschen eine direktere Beziehung zu Gott haben und ihm konsequent nachfolgen (Kapitel 31).
- Die Klagelieder sind Lieder, die nach der Zerstörung Jerusalems bei der Eroberung durch Babylon verfaßt wurden. Möglicherweise stammen sie vom Propheten Jeremia, der diese Eroberung vorausgesagt hatte.
- Der Prophet Ezechiel (Hesekiel) warnt im ersten Teil des Buches vor den Folgen für Jerusalem, wenn die Bewohner die Gebote Gottes mißachten. Im zweiten Teil (Kapitel 25-32) weitet er diese Warnung auch auf andere Nationen aus. Im letzten Teil (ab Kapitel 33) spricht er von einer herrlichen Zukunft für das Volk Israel. Viele Beobachter gehen davon aus, daß die hier geschilderten Ereignisse noch nicht eintrafen, aber in den kommenden Jahren zur Erfüllung gelangen.
- Daniel war ein Jude, der in der Gefangenschaft in Babylon zu einem angesehenen Berater am königlichen Hof wurde. Das Buch berichtet über seine Tätigkeit am Hof und über seine Visionen, Traumdeutungen und Voraussagen über die Zukunft.
Die »kleinen Prophetenbücher« Hosea ging im Auftrag Gottes eine Ehe mit einer Hure ein. Die Schwankungen in dieser Ehebeziehung dienten als Bild für die Treulosigkeit des Volkes Israel gegen Gott. - Joel wirkte in der Zeit einer katastrophalen Mißernte (Heuschreckenplage). Wenn diese Katastrophe zur Trauer und einer neuen Hinwendung zu Gott führt – so seine Botschaft – dann wird Gott bewirken, daß es dem Volk wieder gut geht. Die bekannteste Textstelle ist Kapitel 3, wo es um die »Ausgießung« von Gottes Geist geht. Im Neuen Testament wurde diese Textstelle als Deutung der Ereignisse in Apostelgeschichte Kapitel 2 zitiert.
- Amos war von Beruf Hirte. Seine Botschaft ist eine Kritik an die wohlhabende Schicht der Gesellschaft, die die ärmeren Teile der Bevölkerung unterdrückte. Er wies auf den Widerspruch hin, wenn Menschen im Gottesdienst wunderbar fromm auftreten, aber im Alltag ungerecht leben.
- Obadja ist das kürzeste Buch im Alten Testament. Es richtet sich gegen das Land Edom, das Israel im Krieg erobert hatte. Die Aussage des Buches ist, daß Edom wegen der Schadenfreude über den Niedergang Israels selbst eine Niederlage erleben wird, und daß Gott sein Volk Israel doch noch segnen wird.
- Jona war ein Prophet, der vor seiner Aufgabe kneifen wollte. Er wollte nicht zur heidnischen Stadt Nineveh und floh mit einem Schiff in die entgegengesetzte Richtung. Auf abenteuerlichem Weg holte ihn Gott zurück (die berühmte Geschichte mit dem »großen Fisch«). Als Jona dann doch nach Nineveh kam, bewirkte seine Botschaft eine Änderung der Menschen und Gott freute sich – Jona aber nicht. Es wäre ihm lieber gewesen, ein Erdbeben hätte die Stadt ordentlich plattgemacht.
- Der Prophet Micha kritisierte Korruption und Habsucht in den führenden politischen und geistlichen Kreisen Israels und sagte eine militärische Katastrophe voraus. Er stellte aber auch eine bessere Zukunft in den Zeiten nach der Katastrophe in Aussicht. Einige seiner Aussagen nehmen Ereignisse vorweg, die erst 700 Jahre später in der Zeit Jesu geschahen (z.B. die Geburt einer besonderen Persönlichkeit in Bethlehem, nachzulesen in Kapitel 5).
- Die Botschaft von Nahum richtete sich an die gleiche Stadt wie bei Jona, aber etwa hundert Jahre später. In der Zwischenzeit hatte Nineveh sich zum Schreck aller Länder entwickelt – militärisch stark und von großer Grausamkeit. Nahum sagte den Untergang der Stadt voraus, die 40 Jahre später tatsächlich eintrat.
- Habakuk verstand die Welt nicht mehr. Er sah so viel Ungerechtigkeit der Menschen – wo blieb die gerechte Strafe? Und dann kündete ihm Gott auch noch an, diese Ungerechtigkeit durch ein noch schlimmeres Volk, das Volk der Chaldäer, zu bestrafen. In einer solchen Zeit der Ungerechtigkeit fand er nur eine Lösung für Menschen, die gerecht leben wollten: trotz der Umstände den eigenen Glauben bewahren.
- Das Buch Zefanja beginnt mit der Ankündigung von Unheil über Juda und die anderen Völker wegen ihrer Ungerechtigkeit. Hoffnung besteht nur, wenn sie sich ehrlich und demütig an Gott wenden. Das Buch schließt mit einem Ausblick auf eine Zeit, in der die Menschen ohne Heuchelei und Unrecht leben und Gott das Volk Israel wieder in ihr Land bringt.
- Die Propheten Haggai und Sacharja traten etwa zur gleichen Zeit auf. Das Volk war aus der Gefangenschaft in Babylon in sein eigenes Land heimgekehrt, und diese zwei Propheten ermahnten die Einwohner von Jerusalem, den Neubau des Tempels wirklich zu Ende zu führen. Dabei sprach Haggai vor allem die führenden Personen der Stadt in ihrer Verantwortung an. Sacharjas Botschaft bestand in der Hauptsache aus Visionen über die Zukunft. Teilweise erfüllten sich diese Visionen in der politischen Entwicklung der Folgejahre, während andere Punkte sich anscheinend auf Jesus bezogen. Einige Einzelheiten liegen möglicherweise heute noch in der Zukunft.
- Das Buch Maleachi beginnt mit der Aussage, wie sehr Gott das Volk liebte und wie sehr er von der Heuchelei und Unmoral im Volk enttäuscht war. Als Folge dieser Untreue wurde Unheil angekündigt, aber für diejenigen, die Gott ehren, wurde Freude vorausgesagt. Auch hier finden sich einige Aussagen, die im Neuen Testament aufgegriffen werden.
Das Neue Testament Die Jesus-Biographien (»Evangelien«) Die ersten vier Bücher im Neuen Testament sind Berichte über das Leben Jesu, seine öffentlichen Auftritte, seine Worte, seine Hinrichtung und seine Auferstehung. Manche Texte kommen fast wortgleich in verschiedenen Berichten vor, aber die vier Berichte haben andere Schwerpunkte und Perspektiven. - Das Evangelium nach Matthäus berücksichtigt den jüdischen Hintergrund und geht auf einige Punkte ein, die für damalige Juden wichtig waren (Abstammungstafel am Anfang, Hinweise auf das Alte Testament usw.). Das Buch erzählt viele Begebenheiten, gibt aber auch einige längere Vorträge von Jesus wieder.
- Das Evangelium nach Markus wurde eher für Nicht-Juden geschrieben und beschreibt vor allem Jesus in Aktion – was er tat, wie er auf Menschen einging usw.
- Das Evangelium nach Lukas wurde für kritische Menschen geschrieben – der Autor legt großen Wert auf die genauen Nachforschungen, die er im Vorfeld anstellte. Dieses Buch enthält ebenfalls eine Mischung aus den Taten und Worten Jesu.
- Das Evangelium nach Johannes war vor allem an die Belesenen und Gebildeten gerichtet. Es ging dem Autor um die Frage, warum: Warum war Jesus in die Welt gekommen? Warum tat er Wunder? Warum ist Jesus wichtig für die Menschen?
- Die Apostelgeschichte ist die Fortführung der vier biographischen Schriften. Nachdem Jesus von ihnen gegangen war, fühlten sich seine Nachfolger auf sich gestellt und verlassen, aber dann bekamen sie neue innere Kraft und konnten sehr dynamisch über Jesus reden und für ihn aktiv werden. Das Buch beschreibt, wie diese dynamische neue Bewegung sich in vielen Ländern ausbreitete und wie eine Reihe von »Gemeinden« gegründet wurden.
Die »Briefe« Die nächsten 21 Bücher im Neuen Testament sind Briefe an christliche Gruppen oder an einzelne Christen. Einige Briefe sind an christliche Gemeinden in bestimmten Städten oder Landstrichen gerichtet, und diese Orte existieren z.T. heute noch, wie Rom und Thessalonich (das heutige Saloniki), oder die Ruinen der ehemaligen Stadt können heute besichtigt werden, wie Korinth, Ephesus und Philippi. Etwa die Hälfte der Briefe stammen von Paulus, andere stammen von anderen namentlich genannten Autoren. Bei einigen Briefen kann die Autorenschaft nicht eindeutig festgestellt werden. Einige dieser Briefe sind an Gemeinden adressiert, deren Entstehung in der Apostelgeschichte geschildert wird. In diesen Fällen kann es interessant sein, die Geschichte der Entstehung der Gemeinde mit dem Inhalt des Briefes zu vergleichen. - Der Römerbrief enthält eine Abhandlung von Paulus über die Rolle des Gesetzes im Leben eines Christen. Sein Fazit war, daß der Glaube nicht vorwiegend in der Erfüllung von Gesetzesvorschriften besteht, sondern von Gottes Vergebung (»Gnade«) abhängt. Dieser Brief hatte großen Einfluß auf Martin Luther und die Reformation in Europa.
- Die zwei Korintherbriefe richteten sich an die Gemeinde in einer Hafen- und Weltstadt mit lockeren moralischen Sitten. Die Briefe behandeln die Spannungen zwischen den christlichen und »weltlichen« Maßstäben (Rechthaberei, Sexualmoral, Kritiksucht, Umgang mit anderen Religionen usw.) und auch die Frage eines konstruktiven christlichen Lebens (Umgang mit übernatürlichen Gaben, Verhalten im Gottesdienst, Wichtigkeit der Liebe usw.).
- Der Galaterbrief nimmt Stellung zu einem Konflikt, der damals in einigen Gemeinden auftrat – die Rolle des rituellen jüdischen Gesetzes. Einige Christen mit jüdischer Tradition verlangten, daß auch nicht-jüdische Christen die rituellen Vorschriften strikt einhalten müßten. Dem hielt nun Paulus entgegen, daß wahres Christentum aus dem Glauben lebt, nicht aus dem Gesetz, und daß der neue Lebensstil eines Christen von Gottes Geist und Gottes Liebe bewirkt und motiviert wird.
- Der Epheserbrief erzählt von der Kraft, die der einzelne Christ und die christliche Gemeinde durch den Glauben an Jesus haben. Deshalb sollen sie im Alltag und in der Familie entsprechend leben.
- Als Paulus den Philipperbrief schrieb, befand er sich im Gefängnis. Aber diesen Umstand erwähnte er nur beiläufig. Sein Anliegen war, die Philipper zu einer positiven Haltung als Christen aufzurufen: standhaft, ohne Überheblichkeit und bereit, sich bei Meinungsverschiedenheiten miteinander zu versöhnen.
- Im Kolosserbrief war es Paulus Anliegen, die persönliche Beziehung der Christen zu Jesus zu festigen – als Schutz vor Menschen, die behaupteten, Christen müßten bestimmte Vorschriften einhalten und kosmische Mächte verehren. Dem setzte Paulus entgegen, daß der Glaube an Jesus schon alles enthält, was wir brauchen.
- Die Thessalonicherbriefe bestehen aus Rückschau, aktuellen Fragen und einem Ausblick. Die Rückschau bezieht sich auf die Anfänge der Gemeinde in Thessalonich und die Freude, die in dieser Anfangszeit vorherrschte. Die aktuellen Fragen betreffen die Gestaltung des christlichen Lebens im Alltag. Der Ausblick richtet sich auf die Zeit, wenn Gott die Geschichte dieser Erde zu einem Ende bringen wird.
- Timotheus und Titus waren leitende Personen in damaligen Gemeinden. Die Briefe an diese zwei Personen behandeln Fragen der Leiterschaft – wie man die eigene Rolle ausfüllen kann, wie man auf bestimmte Situationen in der Gruppe reagieren kann – besonders auf Menschen, die die Botschaft von Jesus verfälscht darstellen.
- Der Brief an Philemon ist ein persönlicher Brief an einen reichen Mann, dem ein Sklave entlaufen ist. Dabei geht es nicht um gesellschaftspolitische Fragen sondern darum, daß auch ein Sklave ein »Bruder« im Glauben sein kann.
- Der Hebräerbrief richtet sich an Christen, die aus jüdischer Tradition stammen und zeigt auf, wie einige zentrale Begriffe der christlichen Botschaft mit bestimmten Inhalten des »Alten Testamentes« zusammenhängen.
- Der Brief des Jakobus behandelt vor allem die Frage, welchen Einfluß der christliche Glaube auf das alltägliche Leben hat. In der bekanntesten Passage legt der Verfasser dar, daß der Glaube nichts nützt, wenn er keine Konsequenzen im Lebensstil hat.
- Die Briefe des Petrus betonen den großen Wert des persönlichen und gemeinsamen Glaubens und behandeln praktische Fragen des Lebens in einer Welt, in der Probleme wie Christenverfolgung oder Verfälschung der Botschaft von Jesus auftraten.
- Der erste Brief des Johannes behandelt zum einen die Frage der richtigen Inhalte der christlichen Botschaft, wobei ein richtiges Verständnis der Person Jesu als Kernpunkt dargestellt wird. Zum anderen behandelt der Brief zentrale Aspekte des Lebens als Christ – die Vergebung, die der Christ von Gott erfährt und die Liebe der Christen untereinander.
- Der zweite und dritte Johannesbrief sind Briefe an Gemeinden bzw. leitende Personen und behandeln aktuelle Anlässe wie den Umgang mit Verfälschungen der Botschaft, Schwierigkeiten mit einzelnen Menschen und anderen Problemen.
- Der Brief des Judas behandelt ebenfalls das Problem, daß einige Menschen die Botschaft von Jesus verfälscht darstellen und weist darauf hin, daß solche Menschen oft auch einen Lebensstil haben, der nicht mit der christlichen Botschaft zu vereinen ist.
- Das Buch der Offenbarung entstand zu einer Zeit, in der die Christen immer mehr Probleme mit den römischen Behörden bekamen. Das Buch beginnt mit Botschaften für einzelne Gemeinden der damaligen Zeit. Dann folgt eine Reihe von Visionen über den Untergang der Welt, wie wir sie kennen und das neue Reich, das Gott errichten wird. In diesem neuen Reich werden Christen ihre Beziehung zu Gott in besonderer Intensität erleben, ohne die Schwierigkeiten, die in der jetzigen Welt auftreten. Es gibt viele Versuche einer praktischen Interpretation der einzelnen Visionen. Es bleiben jedoch viele Fragen ungeklärt. Ob und wie die Schilderungen des Buches mit tatsächlichen Ereignissen der (vergangenen und kommenden) Weltgeschichte zusammenhängen, muß hier offengelassen werden.
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